Eigentlich ist der Wertstoffhof in Langen ein klassischer Wertstoffhof, auf dem die Bürgerinnen und Bürger alte Gebrauchsgegenstände abgeben, die sie nicht mehr benötigen. Oftmals werden aber noch funktionierende Dinge abgegeben und es ist schade, diese dann vernichten zu müssen. Deswegen hat sich die Leitung des Abfallwirtschaftsbetriebes in Langen überlegt, die funktionsfähigen Geräte für die Wiederverwendung zu sammeln, anstatt sie zu entsorgen. Die gesammelten Geräte werden dann an das Secondhandwarenhaus Neufundland in Frankfurt, den ADFC vor Ort oder an die Caritas weitergegeben, damit diese die Gebrauchtwaren aufbereiten und wieder einen neuen Besitzer für sie finden.

 

Manches war nicht so einfach, wie erhofft…

Doch so einfach, wie es auf den ersten Blick erscheint, war der Aufbau eines Wiederverwendungskreislaufes nicht. Einen Weiterverkauf der Waren konnte der Entsorgungsbetrieb nicht selbst stemmen und existierende Secondhand-Warenhäuser haben meist schon einen gut funktionierenden Wareneingang. Für diese Beschäftigungsbetriebe steht dort vor allem das Auffinden verlässlicher und qualifizierter Mitarbeiter ganz oben auf der Agenda.

Aber auch interne, logistische Probleme galt es zu lösen: Denn die von Bürgerinnen und Bürgern abgegebenen Gegenstände dürfen gar nicht erst auf dem Wertstoffhof landen, sonst gelten sie als Müll und es greift die Entsorgungspflicht. Sie müssen also gleich von Anfang an als Spenden gesondert behandelt werden. Und dafür braucht es vor allem den entsprechenden Raum. Damit die Dinge nicht noch nach der Abgabe Schaden nehmen, müssen sie trocken, licht- und frostgeschützt gelagert werden. Zum Glück stand in Langen dafür ein überdachter Bereich und sogar eine kleine Halle zur Verfügung – eine Besonderheit, die sich nicht einfach auf jeden anderen Wertstoffhof übertragen lässt.

 

…und manches war einfacher

Bei der Politik Fürsprecher für das Projekt zu finden, war hingegen kein Problem. Die Idee von Zero Waste ist ein weltweites Konzept und überhaupt entspricht die Vermeidung von Abfall und der Schutz der Umwelt dem Zeitgeist. Und so wurden von den Gremien gesonderte Mittel für das Langener Konzept zur Verfügung gestellt, weil für die Vorbereitung zur Wiederverwendung derzeit noch keine Gebührenpflicht greift.

Denn eigentlich ist es Aufgabe der Kommune, ein Abfallvermeidungskonzept zu entwickeln. In der Abfallpyramide ist Wiederverwendung und Vorbereitung zur Wiederverwendung ein zentraler Teil, direkt nach der Vermeidung und weit vor der Entsorgung von Abfall. Und auch wenn die Langener Wiederverwendungsanstrengungen derzeit nicht gebührenfähig sind, ist es wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit, bis sie das werden. Ähnliche Entwicklungen habe es auch bei der illegalen Entsorgung von Abfällen oder der Leerung öffentlicher Papierkörbe gegeben.

 

Für die Zukunft gewappnet

In Langen wird also einfach heute schon das gemacht, was in Zukunft überall kommen könnte. Damit in anderen Kommunen ein vergleichbares Konzept umgesetzt werden kann, braucht es derzeit vor allem kreative Lösungsansätze. Der zusätzliche Platzbedarf bietet für manche Wertstoffhöfe womöglich größere Herausforderungen, für andere sind es logistische oder personelle Schwierigkeiten. Und auch zwischen städtischen und ländlichen Regionen gibt es große Unterschiede.

Ein Netzwerk, dass die Erfahrungen aus Langen auch anderen Kommunen zugänglich macht und in dem wichtige Kontakte, zum Beispiel zu Secondhand-Kaufhäusern oder Reparaturwerkstätten, hergestellt werden können, ist da ein wichtiger Katalysator des Wandels. Und damit wir gut gewappnet sind, wollen wir uns nicht als Konkurrenten verstehen, nicht zu Secondhand-Händlern werden und auch untereinander wollen wir unsere Erfahrungen austauschen. Deswegen engagieren wir uns für das Re-Use Netzwerk in Hessen, weil es für den Aufbau einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft auch ganz innovative Formen der Kooperation braucht.

 

Abonniere den Re-Use Newsletter und bleibe immer auf dem Laufenden

Wir senden keinen Spam! Erfahre mehr in unserer Datenschutzerklärung.