Portrait: Die GWR

Die gemeinnützige Gesellschaft für Wiederverwendung und Recycling mbH, GWR, spielt eine ganz besondere Rolle für das hessische Re-Use Netzwerk. Und das nicht nur, weil sie Initiatorin des Projektes zum Aufbau des Netzwerkes ist. Die GWR versammelt auch drei zentrale Aspekte für eine zukunftsfähige Kreislaufwirtschaft unter einem Dach: ein Recycling- und Reparaturzentrum, soziale Programme zur Beschäftigung und Qualifizierung sowie ein großes Secondhand Warenhaus zum Verkauf der reparierten Waren. In diesem Portrait stellen wir vor, wie es zu dieser – für Hessen einzigartigen – Kooperation gekommen ist, was alles bei der GWR passiert und welche Rolle sie für das Re-Use Netzwerk spielt.

 

Alles unter einem Dach

Damit eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft in Hessen entstehen kann, müssen viele verschiedene Akteure eng miteinander kooperieren. Gebrauchte Waren müssen zunächst in den Haushalten und an Wertstoffhöfen gesammelt, anschließend auf Funktonalität geprüft und gegebenenfalls repariert und schließlich auch wieder zurück in den Warenkreislauf gebracht werden. Die GWR bündelt mit ihren drei Pfeilern, dem Recycling- und Reparaturzentrum, ihren sozialen Programmen zur Beschäftigung und Qualifizierung und dem Secondhand Warenhaus Neufundland diese drei Aspekte in einzigartiger Weise unter einem Dach. Diese drei Bereiche stellen wir kurz vor.

 

Aus alt mach neu: Recycling- und Reparaturzentrum

Das Recyclingzentrum gehört seit 2015 zur GWR, verwertet aber bereits seit 1989 Elektroaltgräte in Frankfurt. Dazu werden gesammelte Altgeräte zunächst von Fachpersonal geprüft und anschließend entweder zur hauseigene Reparaturwerkstatt gegeben, oder in verwertbare Einzelkomponenten zerlegt. Für die Reparatur qualifiziert nicht nur der Zustand des Gerätes, sondern auch die Hochwertigkeit der Ware; repariert werden nur Markenprodukte. Für die übrigen Geräte wird in der Demontage modernste Technik eingesetzt, um diese mühsame Arbeit möglichst sicher und einfach zu gestalten. So wird eine Verwertungsquote von bis zu 95% erzielt.

 

 

 

Soziale Verantwortung: Arbeitsmarktdienstleistungen

Der soziale Aspekt gehört zu einem stabilen und nachhaltigen Wirtschaften ganz organisch dazu. Das Re-Use Netzwerk hat in seinem Selbstverständnis bereits die Ideen der Donut-Economy ausgeführt, in der soziale Verträglichkeit und gesellschaftliche Teilhabe elementar zu einem nachhaltigen Wirtschaften dazugehören. Mit ihren Angeboten für arbeitsplatzorientierte Beschäftigung, Qualifizierung und Ausbildung leistet die GWR auch in diesem Bereich einen wertvollen Beitrag. Bei der GWR können engagierte Menschen in zahlreichen Ausbildungsberufen einen Abschluss machen, sozialpädagogische Förderung der Auszubildenden inklusive. Aber auch Fortbildungen rund um die Wiederverwendung, wie etwa als Elektro-Wertstofflotse, werden bei der GWR angeboten. Dabei hat die Zusammenarbeit mit städtischen Institutionen eine lange Tradition: Der Frankfurter Weg zum Berufsabschluss ist bei der GWR als eine mehrstufige und modularisierte Qualifizierung konzipiert worden und führt heute zahlreiche Menschen zu einem vollwertigen Abschluss einer Berufsausbildung.

 

Möbel fast wie neu: Neufundland

Das Secondhand Warenhaus Neufundland hat in Frankfurt Kultstatus. Seit fast 30 Jahren werden hier nicht nur aufbereitete Elektroaltgeräte aus dem Recyclingzentrum verkauft, sondern auch Möbel, Kleidung, Hausrat und vieles mehr, das vor allem aus privaten Spenden und Haushaltsauflösungen stammt. In der hauseigenen Nähwerkstatt werden solche Kleidungsstücke und Stoffe weiterverarbeitet, die sich für den Verkauf nicht eignen. Ein echter Renner sind dabei die upgecycleten Handtaschen, Flaschentaschen und andere Accessoires. Das Warenhaus öffnet Montag bis Freitag von 10:00 Uhr bis 18:00 Uhr und Samstags von 10:00 Uhr bis 16:00 Uhr seine Pforten.

 

Was gibt es aktuell bei der GWR?

Die aktuelle Pandemielage macht es vielen Jugendlichen derzeit schwer, einen Ausbildungsplatz zu finden. Ihnen ermöglicht die GWR im Rahmen des Programmes “FFM Go Green”, mitzuarbeiten und sich zu qualifizieren, so wie sie es sich vorstellen und zutrauen.

Neben den zahlreichen Aus- und Fortbildungsprogrammen stößt die GWR zahlreiche innovative Projekte im Bereich der Abfallwirtschaft an. “EASI” nennt sich zum Beispiel eines dieser Projekte, das die Abholung von Elektrogeräten direkt aus den privaten Haushalten organisiert. Denn die Erfahrung hat gezeigt: Viele Geräte, die womöglich noch funktionstüchtig waren, werden erst auf dem Weg ins Recyclingzentrum beschädigt. Durch das Programm soll die Wiederverkaufsrate von Elektrogeräten deutlich erhöht werden. Damit solche wiederaufbereiteten Geräte auch den Weg zum Kunden finden arbeitet die GWR derzeit außerdem zusammen mit mit dem frankfurter Entsorgungsunternehemen FES an einer Onlineplattform. Unter dem Titel Re-Yours wird derzeit eine Webseite entwickelt, auf der ein lokaler Handel mit Elektorgeräten  entsteht.

 

Die GWR im Re-Use Netzwerk

Die GWR spielt für das hessische Re-Use Netzwerk eine ganz besondere Rolle, denn sie ist auch die Mutter des Projektes zum Aufbau eines Re-Use Netzwerkes in Hessen. Seit Februar 2021 läuft das vom Umweltministerium und vom Umweltamt der Stadt Frankfurt geförderte Projekt unter dem Dach der GWR. Somit ist die GWR nicht nur Vordenkerin, sondern wird auch erstes Mitglied des Netzwerkes. Außerdem war das Secondhand Warenhaus Neufundland Gastgeber für den vierten Erfahrungsaustausch der Secondhand Warenhäuser. Wenn du mehr über diesen Erfahrungsaustausch lesen möchtest, dann erwartet dich hier ein Blogbeitrag, in dem wir von bisherigen Austauschen berichten.