Vom 15.02.2021 bis 14.02.2023 hat die GWR – gemeinnützige Gesellschaft für Wiederverwendung und Recycling mbH das Projekt “Aufbau eines Netzwerk Re-Use in Hessen” durchgeführt. Das Projekt wurde gefördert durch das Hessische Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz und das Umweltamt der Stadt Frankfurt am Main.

Im Rahmen des Projekts wurden neun Veranstaltungen durchgeführt, an denen insgesamt 148 insgesamt Personen teilgenommen haben. Davon waren 132 interessierte Personen und Projektbeteiligte aus Hessen, acht Vertreter:*innen und Referenten aus Deutschland und drei Referenten und Vertreter:*innen von Verbänden aus dem europäischen Ausland.

Aus Hessen waren 16 soziale Secondhand-Warenhäuser / Kleiderläden und neun öffentlich-rechtliche Entsorgungsträger auf den Veranstaltungen vertreten. 17 Re-Use Betriebe und Abfallentsorger haben sich verbindlich in die Arbeitstreffen zum Aufbau des Netzwerks eingebracht. Es wurden Akteure aus 15 verschiedenen Landkreisen und kreisfreien Städten zur aktiven Mitarbeit erreicht.

Der Slider unten bietet einen Überblick über die Ergebnisse aus den verschiedenen Arbeitspaketen.

1. Akteure, Netzwerke und Initiativen der Wiederverwendung in Hessen identifizieren

In Hessen gibt es über 20 soziale Einrichtungen, die Secodnhand-Warenhäuser betreiben. Einige betreiben auch eigene Werkstätten. Hinzu kommen zahlreiche inhabergeführte Secondhand-Shops.

Die Ergebnisse unserer Akteursrecherche haben wir unter dem Hashtag #re-use-hessen in der Karte von Morgen eingetragen. Hierdurch können die Einträge von den Akteuren eigenständig aktualisiert werden und mit thematischen Filtern als Iframe auf verschiedenen Webseiten eingebunden werden.

2. Bestehende Initiativen analysieren: Österreich, Berlin

Auf einer Besichtigungstour in Österreich und in Berlin haben wir zahlreichen Gespräche mit Fachpraktiker*innen geführt, die ihre Erfahrungen mit uns geteilt haben. Wir bedanken uns für die umfangreiche Unterstützung durch RepaNet Re-Use- und Reparaturnetzwerk Österreich, der Marke ReVital in Oberösterreich und den Beratungsinstituten pulswerk und Wuppertal Institut.

3. Interessen und Hemmnisse potentieller Akteure identifizieren

Die Ausgangslage der Re-Use Akteure zeigte ein vielfältiges Bild: Von kleinen inhabergeführten Läden, sozialen und karitative Einrichtungen und Bildungsträgern der Arbeitsmarktqualifizierung, die jahrzehntelange Erfahrung mitbringen, bis hin zu kommunalen Entsorgern, die neu ins Thema einsteigen.

In einem sind sich alle einig: Wiederverwendung soll attraktiv sein und den Querschnitt der Bevölkerung erreichen. Dafür braucht es vielfältige und regional passende Angebote und qualifizierte Fachkräfte.

4. Rahmenbedingungen klären, Ziele definieren und Meilensteine festlegen

Schnell wurde aus den Gesprächen mit den Akteuren deutlich: Re-Use ist ein Querschnittsthema, das verschiedene Rechtsbereiche betrifft. Die Annahme von Sachspenden in einem Secondhand-Kaufhaus unterliegt ganz anderen Auflagen, als die fachgerechte Behandlung von Abfällen. Und auch auf Seiten der Verwaltung sind verschiedene Dezernate beteiligt. In einem ersten Entwurf eines Positionspapiers haben die Akteure eine inhaltliche Agenda mit sieben Schwerpunkten vorgelegt.

5. Ökologische und sozioökonomische Chancen von Re-Use darstellen

Auf dem Re-Use Symposium erfolgte eine umfangreiche Darstellung der ökologischen und sozioökonomischen Chancen von Re-Use im Rahmen der Fachvorträge. Weitere Informationen sind im dreiteiligen Beitrag „Was ist Re-Use“ hier auf der Website nachzulesen.

6. Vorbereitungstreffen und Workshops organisieren

Im ersten Projektjahr fanden vier Veranstaltung zum Erfahrungsaustausch zwischen Fachpraktikern aus Secondhand-Warenhäusern statt. Zu dieser Gruppe hinzu kamen Expert*innen aus Verwaltung und der kommunalen Abfallwirtschaft.

Im Februar 2022 haben bei einem Online-Austausch mit einer breiten Zielgruppe auch Vordenker*innen aus Zivilgesellschaft, Bildung und Kultur ihre Impulse und Interessen einbrachten.

Daran anschließend fand sich eine fokussiert arbeitende feste Gruppe von 24 Personen aus 17 unterschiedlichen Organisationen, welche die Potenziale und Aufgaben des Re-Use Netzwerks gemeinsam mit den Projektpartnern GWR, HMUKLV, HLNUG und Umweltamt Frankfurt entwickeln.

7. Netzwerkstrategien und -aktivitäten erarbeiten

In den Arbeitstreffen wurden folgende Handlungsfelder für Aktivitäten des Netzwerks bearbeitet:

  1. Vernetzung, Zusammenarbeit und Erfahrungsaustausch über Best Practice
  2. Logistische Stärkung und Pilotprojekte
  3. Öffentlichkeitsarbeit und Reichweite
  4. Politische Zusammenarbeit

8. Weitere Treffen und/oder Workshops organisieren

Februar 2022 | 1. Strategieworkshop Klimaschutz durch Ressourcenschonung. Strategien für einen nachhaltigen Materialkreislauf in Kulturbetrieben

Juni 2022 | Expertengespräch mit Re-Use Akteuren im Rahmen des Workshop „Re-Use Geschäftsmodelle in einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft“ beim Wandel Lab 2022

Dezember 2022 | Expert*innengespräch “Materialkreislauf in Kulturbetrieben” zur Erörterung der Bedarfe und Hemmnisse von Re-Use in Kulturbetrieben

9. Investitionen und Ressourcen planen

Folgende Tätigkeiten des Netzwerks sind zu finanzieren, um die gemeinsamen Ziele zu erreichen:

1. Förderung der Zusammenarbeit durch regionale, themenspezifische und hessenweite Veranstaltungen, fachliche Beratung und die Koordination von Arbeitsgruppen

2. Stärkung der Mitglieder im Netzwerk durch Beratung und die Erschließung von Synergien in der Entwicklung kostendeckender Betriebsabläufe

3. Vernetzung von sozial engagierten Re-Use Betrieben und öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträgern für eine effektive Zusammenarbeit in allen hessischen Regionen

4. Umsetzung von Pilotprojekten und lokal angepassten Maßnahmen zur Sammlung, Vorbereitung zur Wiederverwendung und zur Abgabe von noch gebrauchsfähigen Waren und Materialien

5. Landesweite Website und vierteljährlicher Newsletter zu internationaler Re-Use Best Practice und Aktivitäten der Mitglieder im Netzwerk.

10. Finanzierungsmöglichkeiten erarbeiten

Mitgliedsbeiträge werden in europäischen Re-Use Netzwerken unterschiedlich berechnet. Sie sind entweder für alle Mitglieder gleich oder gestaffelt. Eine Staffelung kann sich am Jahresumsatz orientieren oder an der Betriebsgröße nach Anzahl der Beschäftigen.

Es gibt Netzwerke welche Gebühren erheben nach Einwohnerzahl im Einzugsgebiet, nach Zahl der Verkaufspunkte, pro Kilo gesammelter Produkte und Materialien oder ein Prozentsatz des Umsatzes mit Re-Use Waren.

In Hessen wollen wir das Re-Use Netzwerk in enger Zusammenarbeit mit dem Land Hessen, der Landkreise und Kommunen sowie der gemeinnützigen und privaten Re-Use Betriebe gemeinsam finanzieren.